Für Joseph Beuys bedeutet Kunst in seinem erweiterten Kunstbegriff die Gestaltung der „Sozialen Plastik“.
Beuys sagte dazu, „wenn ich ein Künstler bin, dann sind alle Menschen auch Künstler“.
„Jeder Mensch ist ein Träger von Fähigkeiten, ein sich selbst bestimmendes Wesen, der Souverän schlechthin in unserer Zeit. Er ist ein Künstler, ob er nun bei der Müllabfuhr ist, Krankenpfleger, Arzt, Ingenieur oder Landwirt. Da, wo er seine Fähigkeiten entfaltet, ist er Künstler. Ich sage nicht, daß dies bei der Malerei eher zur Kunst führt als beim Maschinenbau …“ sagte Joseph Beuys im SPIEGEL-Gespräch mit Peter Brügge am 03.06.1984
„Jeder Mensch ist ein Künstler.“ meint damit wohl aus Joseph Beuys‘ Perspektive, dass jeder an der „Sozialen Plastik“ mitwirkt und damit Verantwortung für die Gestaltung unserer Gesellschaft hat.
Die „Soziale Plastik“ bildet unsere Gesellschaft und unser Lebens auf diesem Planeten ab.
Wenn also jeder Mensch ein Künstler ist, dann ist auch jeder Mensch für die Gestaltung der „Sozialen Plastik“ verantwortlich bzw. mitverantwortlich.
Jeder Mensch ist verantwortlich wie wir zusammenleben und zusammenarbeiten. Unser tägliches Wirken wirkt auf die anderen – die Familie, die Kollegen, etc. Das ist Selbstorganisation.
Wenn die Gestaltung der Gesellschaft eine Kunst ist an der alle mitwirken und jeder demnach ein Künstler ist, dann ist die Arbeit, die jeder leistet stets eine freie Entscheidung. Jeder ist für das Ergebnis seiner Tätigkeit selbst verantwortlich.
Kunst ist eine sehr freie und schöpferische Tätigkeit. Es steht dem Künstler stets frei, sich an Regeln zu halten oder sie zu brechen. In jedem Fall muss er sie kennen und um diese Regeln zu brechen, muss er sie sehr gut kennen und hinterfragen. Denn Kunst findet nie im luftleeren Raum statt. Es gilt eine Reihe von Regeln zu befolgen, um andere zu brechen und Neues zu erschaffen.
Das Neue entsteht nicht aus dem Nichts. Es ist immer eine Variation oder Kombination von etwas Bestehendem. Dazu gehört viel Reflexion und das Verstehen von Grundmustern insbesondere die der „Sozialen Plastik“.